Mobilitätsberatung

Die Art und Weise, wie wir zur Arbeit pendeln oder Dienstreisen gestalten, verändert sich rasant. Warum ist nachhaltige Mitarbeitermobilität aus Ihrer Sicht so wichtig?

Nachhaltige Mitarbeitermobilität ist weit mehr als eine Frage der Effizienz – sie beeinflusst Klimaschutz, Lebensqualität und Mitarbeiterzufriedenheit maßgeblich. Unternehmen haben eine enorme Hebelwirkung: Wenn sie gezielt Anreize schaffen, um ihre Mitarbeitenden auf nachhaltige Verkehrsmittel umzulenken, können sie einen weit größeren Effekt erzielen, als wenn jeder Einzelne sich selbst um eine nachhaltige Lösung bemüht. Zudem tragen Unternehmen aktiv zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks bei.

Neben der Reduktion von CO2-Emissionen lassen sich auch Verkehrsstaus und Parkplatzprobleme deutlich minimieren. Gleichzeitig profitieren Mitarbeitende von flexibleren und oft stressfreieren Arbeitswegen. Ein durchdachtes Mobilitätsmanagement verbessert die Work-Life-Balance und steigert die Arbeitgeberattraktivität.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung nachhaltiger Mobilitätslösungen?

Die größte Herausforderung ist oft die Akzeptanz. Viele verbinden nachhaltige und geteilte Mobilität mit einem Verlust an Flexibilität oder Komfort. Tatsächlich kann sie aber das Gegenteil bewirken: Stellen Sie sich vor, Sie verlassen das Haus und haben direkten Zugang zu verschiedenen Verkehrsmitteln – ohne sich um Wartung oder ähnliche Aspekte kümmern zu müssen. Das bietet mehr Auswahl und viele Freiheiten.

Ein weiteres Hindernis sind politische und regulatorische Rahmenbedingungen. Einheitliche Standards, gut durchdachte Shared-Mobility-Infrastrukturen und digitale Lösungen können die Akzeptanz erhöhen. Zudem brauchen wir neue Regelwerke für den Umgang mit innovativen Verkehrsmitteln, insbesondere im Bereich der Mikromobilität. Ein Beispiel: Bei Dott setzen wir auf Belohnungssysteme – wer einen E-Scooter korrekt parkt, erhält Credits für die nächste Fahrt. Solche Gamification-Elemente fördern nachhaltiges Verhalten.

Welche Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz in Bezug auf nachhaltige Mitarbeitermobilität gibt es Ihrer Meinung nach?

Die Schweiz ist bekannt für ihr effizientes, pünktliches Bahnnetz sowie die nahtlose Integration von Sharing-Angeboten und öffentlichen Verkehrsmitteln. An fast jedem Bahnhof gibt es Carsharing- oder Mikromobilitätsoptionen. Dadurch steigen mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel um und kombinieren diese mit flexiblen Mobilitätslösungen. In Deutschland hingegen ist die Nachfrage nach Mobilitätsbudgets in Großstädten höher, da die Strecken oft länger sind und Dienstreisen besser geplant werden müssen. Innovative Konzepte wie Mobilitätsstationen, etwa die Jelbi-Stationen in Berlin, sind daher eine vielversprechende Entwicklung.

Gleichzeitig bremsen steuerliche Regelungen in beiden Ländern die Verbreitung nachhaltiger Mobilität noch aus. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.

Neben Ihrer Tätigkeit als Managing Director von Tier-Dott sind Sie selbständig bei Guudies tätig. Was genau steckt hinter der Plattform und was trägt diese zur nachhaltigen Mitarbeitermobilität bei?

Guudies ist eine digitale Plattform für nachhaltige Mitarbeitermobilität und bietet Unternehmen eine Lösung für attraktive Mobilitätsbenefits. Unternehmen können ihren Mitarbeitenden über Guudies Zugang zu vergünstigten Mobilitätsoptionen gewähren, darunter E-Bikes, Carsharing oder ÖPNV-Tickets. Durch Gamification-Elemente, wie Belohnungen und Rankings, wird nachhaltiges Verhalten zusätzlich gefördert. Mitarbeitende können in Echtzeit sehen, wie viel CO2 sie mit ihren Mobilitätsentscheidungen einsparen.

Ein Praxisbeispiel: Ein Mitarbeitender lebt in einer ländlichen Region, 2,5 Kilometer vom nächsten Bahnhof entfernt. Über Guudies kann er ein vergünstigtes E-Bike erwerben, es in einer Velostation sicher abstellen und mit dem Zug weiter zur Arbeit pendeln. In der Stadt stehen ihm Sharing-Angebote wie E-Scooter oder Fahrräder für die letzte Strecke bis zum Büro zur Verfügung. So entstehen effiziente und nachhaltige Mobilitätsketten.

Ein weiteres Beispiel ist ein Unternehmen aus der Ostschweiz mit rund 600 Mitarbeitenden. Da der Firmensitz nicht optimal an den öffentlichen Verkehr angebunden ist, haben wir dort mit Mobilitätsbudgets und Sharing-Hubs für E-Bikes und Scooter eine flexible Lösung geschaffen. Die hohe Nutzung zeigt, dass innovative Mobilitätsangebote die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs erheblich steigern können.

Mobilitätsbudgets als Lösung der Zukunft?

Definitiv. Mobilitätsbudgets bieten Mitarbeitenden maximale Flexibilität, da sie frei zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen können, anstatt an einen Dienstwagen gebunden zu sein. Unternehmen profitieren von reduzierten Fuhrparkkosten und einer nachhaltigen Mobilitätsstrategie, die gleichzeitig zur Mitarbeiterzufriedenheit beiträgt.

In der Schweiz steckt dieses Konzept noch in den Anfängen, da politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen oft fehlen. Doch der Druck auf Unternehmen, nachhaltige Mobilitätslösungen zu implementieren, wächst stetig.

Mein Fazit (Stella Reulecke)

Nachhaltige Mitarbeitermobilität ist ein entscheidender Hebel für klimafreundliche Städte, zufriedene Mitarbeitende und wirtschaftlich effiziente Unternehmen. Während die Schweiz bei der Integration öffentlicher und geteilter Verkehrsmittel eine Vorreiterrolle einnimmt, holen deutsche Städte mit innovativen Lösungen wie Mobilitätsbudgets und Mobilitätsstationen auf.

Plattformen wie Guudies zeigen, dass nachhaltige Mobilität nicht nur Zukunftsmusik ist, sondern bereits real gelebt wird. Unternehmen, die frühzeitig auf flexible und nachhaltige Mobilitätslösungen setzen, profitieren nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern auch in der Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit.

Die Zukunft der Mobilität ist multimodal, digital und nachhaltig – und Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle in diesem Wandel.